Die Falschspieler ist einer der wichtigsten Kunstwerke Michelangelo Merisis, besser bekannt als Caravaggio. Anfang der 90er Jahre des 16. Jahrhundert unternimmt der Maler seine ersten Gehversuche als selbstständiger Künstler, nachdem er viele Jahre für Cavaliere Giuseppe Cesari d’Arpino gearbeitet hatte. Er nimmt Verbindung auf zum Händler Constantino, und über ihn zum Prospero Orsi, einem der bekanntesten und bestvernetzten Kunsthändler der damaligen Zeit.

So schafft Caravaggio den Kontakt zum Kardinal Francesco del Monte, welches „Die Falschspieler“ kauft, bevor es anschließend in den Besitz vom Kardinal Antonio Barberini wechselt. In den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts verschwindet plötzlich das Gemälde von der Bildfläche, bevor es 1987 in einer privaten Sammlung in Zürich wieder entdeckt wird. Heute befindet es sich in Kimbell Art Museum in Fort Worth, Texas.

Zumindest nehmen wir an, dass es sich um dasselbe Gemälde handelt, denn leider hatte Caravaggio die Angewohnheit, dieselben Motive mehrfach für verschiedene Auftraggeber zu malen. Und natürlich wurde er gern und häufig kopiert. Vermutlich gibt es mindestens zwei Versionen des Gemäldes von Merisi selbst, plus mindestens fünfzig weitere von anderen Künstlern…

Was sehen wir auf dem Bild? Kartenspieler. Aus heutiger Zeit ist es nur wenig vorstellbar, wie wichtig Kartenspiel in der damaligen Zeit war. Nicht nur als Zerstreuung in einer Zeit, wo es wenig andere Freizeitbeschäftigung gab, sondern auch als handeste Geschäftsgrundlage. Ganze Vermögen wechselten am Kartentisch den Besitzer, jahrhundertealte Geschlechter in Ruin getrieben und neue emporgehoben. Es war nicht ungewöhnlch, dass sogar Aristokraten ihren Lebensunterhalt mit Kartenspielen bestritten hatten. Spielschulden waren Ehrenschulden, wer seine Verluste nicht beglich, konnte in den Schuldturm geworfen oder gar hingerichtet werden.

Der junge Mann links im dunklen Gewand ist eindeutig ein vermögender Artistokrat. Seine Kleidung ist aus teurem Material, die weißen Spitzen für normale Menschen nicht bezahlbar. Seine Gesichtshaut ist zart und weich, vermutlich kommt er aus sehr behüteten Verhältnissen. Er schaut versunken in seine Karten in völligem Vertrauen auf die Welt und die Ehrlichkeit der anderen.

Doch bei seinen Mitspielern ist es mit dieser Ehrlichkeit nicht sehr weit. Der junge Mann im gold-schwarzen Gewand mit grünen Ärmeln ist etwa gleichaltrig wie der andere Spieler. Aber welch ein Unterschied! Total verdorben und dreist, zuckt er verstohlen Karten aus seinem Gürtel. Seine Haut ist wesentlich rauer, die Gesichtszüge deutlich fester, er hat schon viel mehr von (unschönen) Seiten des Lebens erfahren. Der kleine Dolch auf seiner Seite hat ebenfalls eine eindeutige Botschaft: er wird nicht zögern, denjenigen zu erstechen, der sich ihm im Weg stellt. Er blickt scheinbar konzentriert seinen Gegenspieler an, doch in Wirklichkeit sieht er mit dem Seitenblick auf seinen Komplizen zu und sucht unauffällig die passende Karte hinter seinem Rücken.

Der ältere Herr dahinter ist offenbar ein Komplize. Er schaut verstohlen in die Karten des Spielers und gibt seinem Freund Handzeichen, damit er seinen Inhalt erraten kann. Sein Handschuh ist voller Löcher aus denen seine Finger stechen. Viel mehr Schein als Sein also, nach außen hin würdiges Auftreten von ehrenvollen Leuten, in Wirklichkeit verlogene Gaunerbande. Auch der Kopfschmuck passt dazu, Federn, die gern von leichtlebigen, unzuverlässlichen Zeitgenossen getragen wurden, die nur Spaß und Spiel im Sinne haben.

Eine faszinierende Mischung aus der brutalen Realität der Zeit: unschuldiger, naiver junger Mann wird von einem gleichaltrigen, aber dreisten und rücksichtslosen Gauner ausgenommen, der von seinem wohl Mentor begleitet wird. Eine Mischung aus Ehrlichkeit und Verlogenheit, Naivität und Rücksichtslosigkeit, wie selten auf einem Gemälde.