Viele schlechte Nachrichten hören wir die letzten Tage.. Springen wir doch zur Ablenkung mal in eine andere Epoche zurück, die wie keine andere für Freude, Vergnügen, Leichtigkeit, Fröhlichkeit und Schönheit steht (zumindest für die, welche das nötige Kleingeld hatten): ins herrlich bunte, verspielte und frivole Rokoko. Und wer steht mehr für diese Zeit als Madame Comtesse du Barry?

Die spätere Mätresse des Königs Ludwig XV kam aus sehr armen Verhältnissen. Ihr Mutter, Anne Bécu war eine einfache Näherin, später Köchin. Ihr Vater ist offiziell unbekannt, vermutlich war es der Franziskanermönch Jean Baptiste Gornard de Vaubernier. Ja, leichte Sitten herrschten damals nicht nur beim Adel…

Schon als Kind fiel die herrliche Schönheit des Mädchens auf, damals noch Marie-Jeanne Bécu. Sie hatte goldene, dichte Locken, schön geschnittenes Gesicht, einen kirschroten Mund und ein leichtes, kokettes Lispeln, welches sie fast ihr lebenslang behielt. Sie war bezaubernd, sie war charmant, fast jeder, ob Mann oder Frau, verfiel ihr und ihrem Reiz.

Mit drei Jahren kam sie nach Paris in den Haushalt von Monsieur Billiard-Dumoenceaux, vermutlich eines früheren Liebhaber ihrer Mutter, die nun als Köchin für ihn angestellt war. Die neue Mätresse von Monsieur Billiard, die Italienerin Francesca, verliebte sich augenblicklich in das schöne Mädchen und Jeanne Bécu entdeckte zum ersten Mal Diamanten, Gold, Luxus, umschwärmt und verwöhnt von Francesca. Doch kurze Zeit später war das Vergnügen zu Ende: kleine Jeanne wurde ins Konvent Couvent de Saint Aurea zum Lernen geschickt.

Welch ein Wechsel aus fröhlichem, sonnigen Paris in eine strenge Klosterschule, wo sie blieb, bis sie fünfzehn wurde. Erst dann kehrte sie, nun volljährig nach damaligen Begriffen zur Francesca zurück, schöner und betörender als je zuvor, nur um kurze Zeit später… aus Billiardschen Haushalt zu fliegen. Warum? Hat Francesca, die nun langsam alternde Frau, in der fünfzehnjährigen Schönheit Konkurrenz gefürchtet? Leider, leider wissen wir es nicht.

Die wunderschöne Jeanne steigt ins Berufsleben, als eine kleine Grisette, Verkäuferin im Geschäft von Labille-Gulard. Aber zuvorderst bezirzt sie den jungen Friseur Lametz, der in Kürze, durch die Launen seiner schönen Geliebten, bankrott wird. Möglicherweise kommt aus der Beziehung eine Tochter, ihr Verhältnis zu und Großzügigkeit gegenüber der jungen Betsi ist auffällig, doch Beweise gibt es keine.

Labille ist ein sehr strenger Lehrmeister, aber in seinem Geschäft verkehrt alles, was Rang und Titel hat. Offiziere kaufen ihre Säbelquasten, Frauen die neuste Spitze und Schals. Vor allem das männliche Publikum ist der schönen Grisette sehr angetan, insbesondere da sich diese als offen und ja… auch sehr frivol zeigt. Doch erst mit der Bekanntschaft von Jean-Baptiste du Barry ändert sich ihr Leben: sie wird zu seiner Mätresse und gleichzeitig zur einer Kurtisane für die obersten Ränge.

Als charmante, schöne und bezaubernde junge Frau, etwas naiv, aber stets gutherzig, schlug sie mit ihrem kindlichen Lispeln viele Männer in ihren Bann, die im Casino von du Barry hohe Summen voller Freude verspielten, nur um diese Frau zu sehen. Darunter Minister des Königs, sogar Marechal du Richelieu, dem sie ihr Leben lang verbunden war. Gleichzeitig aber machte sie sich erste Feinde, auch mächtige wie den starken Außenminister Choiseul.

Doch alles ändert sich, als bei einer ihrer Visiten in Versaille das lüsterne Auge des alternden Königs Ludwig XV auf sie fiel. Sein persönlicher Diener, Dominique Guillaume Lebel, findet heraus, wer sie war und nun war es der König selbst, der die Dienste und die Gesellschaft der jungen Frau genießen konnte.

Zum Erstaunen vieler jedoch zeigte sich schnell, dass Jeanne Bécu mehr war als nur eine gewöhnliche Mätresse, wie der König sie so viele hatte, dass er sogar ein spezielles Haus für die Besuche kaufte. Fassungslos sahen die Minister, die Königstöchter und andere Hofadelige, wie sich der König immer mehr in die junge Schönheit verliebte.

Dann kam die Bombe: „freundliche“ Hofadelige informierten Ludwig, dass seine Geliebte ja eine Kurtisane, also nichts anderes war wie eine Prostituierte. Des Königs Antwort: sofort diese Frau mit einem passenden Adligen verheiraten, damit sie einen entsprechenden Titel bekommt und dann beim Hofe vorstellen lassen, damit er sie zu seiner offiziellen Maîtresse-en-titre machen kann. Auf gut Deutsch: er pfiff auf ihre Vergangenheit, so verliebt war Ludwig!

Madame du Barry, ein Porträt von Elisabeth Vigee-Lebrun


Jean Baptiste du Barry grub seinen Bruder aus, einen dicken, alkoholkranken Mann, der gegen eine entsprechende Leibrente bereit war, sie zu heiraten. Die Ehe bestand natürlich nur auf Papier, mit strikter Gütertrennung und ohne jeden Kontakt, dazu fälschte Jeanne in ihrer Eitelkeit auch noch das Geburtszeugnis, um drei jünger zu erscheinen und sich eine erdichtete adelige Vergangenheit zusammen zu reimen. Am Ende des Tages war sie nun eine du Barry und damit des Königs würdig.

Als Mätrese hatte sie viele Feinde auf dem Hof, darunter auch Marie Antoinette, die künftige Königin. Aber auch viele Bewunderer. Sie war zauberhaft, liebenswürdig und gleichzeitig verschwenderisch in einem Maße, wie es schwer vorstellbar ist. Sie trug Diamanten und Kleider, dessen Wert das Jahreseinkommen ganzer Familien in Paris um das vielfache überstieg. Sie lebte im Luxus und warf Geldsummen zum Fenster raus, die selbst heute schockieren. Gleichzeitig aber, vor allem später, als sie auf ihrem vom Ludwig geschenktem Schloss Louveciennes lebte, gab sie ebenfalls großzügige Summen als Almosen oder Spenden für Arme und Bedürftige, kaufte und verteilte an Dorfbewohner Lebensmittel in Hungerzeiten, brachte eigenhändig Wäsche und Arzneien zur Kranken. Auch den an Pocken tödlich erkrankten König pflegte sie bis zuletzt. Niemand, der sie um Unterstützung bat, ging leer aus, sie bemühte sich immer nach Kräften, zu helfen.

1781, da war Ludwig längst tot und sie Herrin von Louveciennes, malte Elisabeth Vigee-Lebrun dieses schöne Porträt von ihr. Sie ist nun eine reifere Frau, etwas fülliger, und doch immer noch bezaubernd mit dem koketten Blick, leichtem Lächeln um den Mund und in einem der schönen, einfachen weißen Kleider, die sie so liebte.

Was aus ihr später wurde und welches grausame Ende sie fand, erzähle ich Euch ein anderes Mal…

Ach, übrigens: wenn man von Rokoko liest oder entsprechende Filme schaut, kommt früher oder später garantiert der Hinweis, alle seien ungewaschen, haben gestunken. Versailles muffelte nach Urin und jedermann war wasserscheu. Nun, von Jeanne du Barry wissen wir, dass sie jeden Tag vormittags ein parfümiertes Bad nahm und im späteren Leben sogar ein kaltes, um sich abzuhärten. So viel zum Thema Geschichtstreue…

Wer dieser schöne Frau gedenken möchte, das kann er/sie gern auch kulinarisch machen: mit der köstlichen Dubarry Suppe: man nehme einen Blumenkohl, putze ihn, schneide in Röschen, dann kocht diese zusammen mit gewürfelten, geschälten Kartoffeln in Gemüsebrühe mit Milch. Nach 20 Minuten pürieren, etwas Zitrone und Muskat dazu geben, auf Wunsch noch etwas Creme fraiche oder Sahne, mit Salz und Pfeffer würzen und etwas Petersilie dazu geben. Einfach und sehr, sehr lecker!